Regenbogenflaggen & kritische Redebeiträge am 17. Mai 2023 am Neuen Rathaus
IDAHOBITA* 2023 - Stark gegen Queerfeindlichkeit!
Am Mittwoch, 17. Mai findet wieder der weltweite IDAHOBITA* statt - der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter*-, Trans*- und Asexuellen-Feindlichkeit sowie alle anderen Formen von Queerfeindlichkeit!
Als Aidshilfe positionieren wir uns insbesondere zum Thema sexuelle Gesundheit und Antidiskriminerung.
Zusammen mit anderen queeren Organisationen und Gruppen folgen wir der Einladung der Stadt Göttingen zum Hissen der Regenbogenflaggen am Neuen Rathaus um 13 Uhr. Hier reihen wir uns ein in zahlreiche kritische Redebeiträge zu aktuellen Themen.
Unser Präviteam schafft seit Tagen Aufmerksamkeit "to go" - mit einer bunten Sprühkreideaktion & queeren Botschaften auf Plätzen und Kreuzungen.
Noch immer ist Gleichstellung, Inklusion und das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben für queere Personen nicht verwirklicht!
Dies ist unsere Position zum Thema sexuelle Gesundheit und Antidiskriminierung:
Queere Menschen stehen auch im Gesundheitssystem häufig Barrieren, Diskriminierung oder Ausschlüssen gegenüber: Erlebte und befürchtete Ressentiments aufgrund der persönlichen Lebensweise oder Identität führen dazu, dass queere Menschen bestimmte Gesundheitsleistungen wie Vorsorgeuntersuchungen seltener als andere Menschen wahrnehmen – und aus Angst vor Ablehnung/Diskriminierung teilweise sogar bei Beschwerden keine ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine Lebensweisen akzeptierende Gesundheitsversorgung muss für alle Menschen gewährleistet sein!
Zu den Arbeitsschwerpunkten der Göttinger Aidshilfe gehört seit fast 40 Jahren die Beratung und Begleitung von Menschen mit HIV. Dank moderner Medikamente können Menschen mit HIV heute gut und lange leben – Medizinisch ist HIV im Griff. Sozial und gesellschaftlich leider noch längst nicht!
Menschen mit HIV erfahren auch heute noch Diskriminierung, Vorurteile und Ausgrenzung. Leider findet Diskriminierung auch dort statt, wo Menschen mit HIV Unterstützung suchen – im Gesundheitssystem:
Menschen mit HIV bekommen in manchen zahnärztlichen Praxen keinen Termin oder nur Termine zu Randzeiten. Was ist der Grund? Fehlender Wissensstand und unbegründete Infektionsängste aufseiten des medizinischen Fachpersonals. Das ist nicht hinnehmbar! Im medizinisch-pflegerischen Alltag sind HIV-Übertragungen ausgeschlossen.
Zudem werden in Kliniken und ärztlichen Praxen Patient*innen häufig als „HIV-positiv“ zwangsgeoutet durch extra aufgebrachte Hinweise auf Dokumenten oder Zimmertüren. Dies stellt eine schwere Missachtung der Schweigepflicht und des Datenschutzes dar. Laut einer aktuellen Studie der Deutschen Aidshilfe haben sechs von zehn Befragten innerhalb von 12
Monaten im Gesundheitswesen mindestens eine negative Erfahrung gemacht.
Fortwährende Diskriminierungs- und Stigmatisierungserfahrungen wirken sich belastend auf die Lebensqualität, die psychische und körperliche Gesundheit aus.
Viele Menschen mit HIV erleben zudem auch Mehrfachdiskriminierung – sie werden zusätzlich aufgrund anderer sichtbarer oder vermuteter Merkmale herabgesetzt und benachteiligt. Beispiele dafür gibt es reichlich: Hautpigmentierung, Herkunft, Drogengebrauch, sexuelle oder geschlechtliche Identität. In der aktuellen Studie der Deutschen Aidshilfe gaben 65% der Befragten an, dass sie neben HIV noch mindestens aufgrund eines weiteren Merkmals diskriminiert wurden.
Die Göttinger Aidshilfe bezieht Stellung gegen Diskriminierung im Gesundheitssystem, am Arbeitsplatz und in anderen Lebensbereichen. In enger Zusammenarbeit mit der Antidiskriminierungs-Kontaktstelle der Deutschen Aidshilfe beraten wir Menschen konkret zu Beschwerde- und Klagemöglichkeiten und setzen uns dafür ein, eine Verbesserung der jeweiligen Situation zu erreichen. In manchen Fällen gelingt es, durch Gespräche oder Fachberatung darauf hinzuwirken, dass die diskriminierende Person ihr Verhalten erkennt und ändert. Häufig liegen jedoch komplexe, teils sexistische, queerfeindliche, rassistische oder behindertenfeindliche Strukturen zugrunde, die Veränderungen in einem ganzen System erfordern.
Wir begrüßen den derzeitigen Aufbau der kommunalen und zivilgesellschaftlichen Antidiskriminierungsstellen. Wir erhoffen uns davon enge Kooperations- und Verweisungsstrukturen. Der Kampf gegen Diskriminierung braucht klare Kompetenzen und ein konsequentes Vorgehen. Diskriminierung profitiert von ungeschriebenen Machtverhältnissen. Für Diskriminierung zur Rechenschaft gezogen zu werden, muss selbstverständlich werden!
Materialien
Kontakt
Simone Kamin
Arbeitsgebiete:
- Geschäftsführung
- Öffentlichkeitsarbeit, Lobbyarbeit und Fundraising
- Workshops und Schulungen für Multiplikator*innen
- Persönliche und telefonische Beratung
- Durchführung von HIV-/Syphilis-Schnelltests
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